Das Schmeicheln des Regierungsapparates
Nach meinem Studium war ich einige Zeit im politikberatenden Bereich tätig. Zumeist im Bereich Wohnen, Wohnungsgenossenschaften im Dunstkreis des damaligen Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen sowie des Bundestamts für Bauwesen und Raumordnung. Zwischendrin gab es auch eine kleine Zuarbeit für ein Projekt zur Regionalpolitik in der Ukraine, das im Geschäftsbereich des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und der damaligen Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) angesiedelt war.
Ich empfand die Diensreisen nach Berlin (und einmal auch in die Ukraine), den Austausch mit Ministerialen, Interessengruppen etc. sehr lehrreich und spannend.
Am meisten hatte mich beeindruckt, als ich als ganz frischer Absolvent einen meiner Hochschullehrer auf einer Sitzung vertreten sollte und mich ein Ministerialrat interessiert mit “Und was meinen Sie dazu?” in das Gespräch eingebunden hatte. Und, der war ehrlich an meiner Meinung interessiert.
Kurzum, ich fühlte mich vom Interesse und den Fragen zu einem guten Stück auch geschmeichelt.
Erst viele Jahre später wurde mir klarer, dass ich mich nicht nur mit den Fragen meines Gegenübers beschäftigten sollte, sondern auch umgekehrt mit der Frage: Warum fragt diese Person mich das? Warum haben gerade wir dieses Beratungsprojekt erhalten?
Oder anders gewendet: Gerade als Berater und Sachverständiger trainiere ich heute an einer gewissen Nüchternheit und Abgeklärtheit. Wobei man auch hinzufügen muss, dass ich nach den Episoden Anfang der 2000er Jahre nicht mehr im politikberatenden Bereich tätig war.